Im Stich gelassen
09.01.2021
Swiss Press Award 21 Online – D – Bangladesch: Im Stich gelassen
Im Stich gelassen
www.reflekt.ch
2021
Valentin Felber Anina Ritscher, Gülsha Adilji, Christian Zeier
Gewinner*in
2021Die Corona-Krise offenbart, wie stark das südasiatische Land Bangladesch von der globalen Textilindustrie abhängig ist. 85 Prozent aller Exporte gehen in normalen Zeiten in diesen Sektor. Als im Frühling die Kleiderläden schliessen müssen, stoppen oder stornieren die grossen Modeketten ihre Bestellungen. Allein der Konzern C&A, der zu einer Holding mit Sitz in Zug gehört, streicht laut einer Umfrage des bangalischen Textilexportverbands Aufträge im Wert von 166 Millionen Dollar. Weil die Hersteller auch für bereits fertige Ware nicht bezahlt werden, fehlt Geld für die Löhne. Mitte April gehen Tausende Näherinnen und Näher auf die Strasse. Ob die Zahlungsversäumnisse juristisch gerechtfertigt sind, ist umstritten. Ob die Lieferanten allerdings rechtliche Schritte ergreifen, ist angesichts ihrer Abhängigkeit von den grossen Kunden fraglich. Immerhin: Als die Medien über die Missstände berichten, teilt C&A mit, man habe 93 Prozent der aufgehobenen Bestellungen reaktiviert. Der Exportverband kommt kurz darauf jedoch zum Schluss, der Modekonzern wolle 40 Prozent definitiv streichen.