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Verblassende Erinnerungen (Alltag 2015, von Stéphanie Borcard Nicolas Métraux) - Swiss Press Award

Wärme erfüllt den Raum. Alles ist ruhig. Baan Kamlangchay, Faham Village, Chiang Mai, Thailand
Wärme erfüllt den Raum. Alles ist ruhig. Baan Kamlangchay, Faham Village, Chiang Mai, Thailand
1. Platz
Photo / Alltag
2015

Verblassende Erinnerungen

Stéphanie Borcard Nicolas Métraux

Wenige Kilometer von Chiang Mai entfernt, im Norden Thailands, liegt das Dorf Faham. Hier gründete Martin Woodtli, ein Schweizer aus Münsingen (BE), vor zehn Jahren ein Zentrum für Menschen mit Alzheimer und Altersdemenz: Baan Kamlangchay. Die Krankheit ist nach wie vor wenig bekannt, mysteriös und belastend, insbesondere für ihre Angehörigen. „Fading Memories“ ist eine intime und introspektive Serie. Sie folgt dem Faden unserer Fragen und untersucht die verschiedenen Aspekte dieser Degeneration, die in einem Land erlebt wird, das so weit von der Schweiz entfernt ist. „Wer bin ich?“... „Immer dieselbe Frage…“. Siegfried erwartet keine Antwort mehr. Seit Jahren führt der 78-jährige Deutsche einen hypothetischen Dialog mit seiner Frau Irene. Über fünfzig Jahre des Zusammenlebens verblassen, lösen sich auf, bis sie ganz verschwinden. Irene steht hier zur Probe. Noch für ein paar Tage. Siegfried fühlt sich noch nicht bereit, sie in Thailand zurückzulassen. Das Paar wird nach Potsdam zurückkehren, wo Siegfried seine Frau weiterhin allein pflegen wird. Manche Bewohner leben schon seit mehreren Jahren dort, andere sind gerade erst angekommen, oder zumindest denken sie das. Geri wirkt gequält, ängstlich und drückt sich nur durch ununterbrochenes, unverständliches Reden aus. Beda hingegen ist in Schweigen versunken: Er sitzt in seinem Sessel und starrt in die Ferne. Von Zeit zu Zeit stottert er. Beda ist erst 58 Jahre alt. Da sind auch Ruth, Margrit, Suzie, Bernard … Die Krankheit scheint sich bei jedem von ihnen in unterschiedlichen Formen zu entwickeln. Ist sie in ihrer körperlichen Hülle gefangen? Sind sie sich ihres Zustands bewusst? Wissen sie, wo sie sind, wer sie sind? Was wäre, wenn uns das passieren würde? Diese seltsame Krankheit macht uns Angst, weil sie die Grundfesten unseres Seins beeinträchtigt: unseren Verstand, unser Urteilsvermögen, unsere Identität. Die Krankheit nährt sich von allem und verschlingt die Erinnerungen eines ganzen Lebens. Alles wird transparent: ein Selbstvergessen, eine existenzielle Auflösung.

24 heures, Swissinfo

1. Platz
Photo / Alltag
2015

Stéphanie Borcard Nicolas Métraux

Wenige Kilometer von Chiang Mai entfernt, im Norden Thailands, liegt das Dorf Faham. Hier gründete Martin Woodtli, ein Schweizer aus Münsingen (BE), vor zehn Jahren ein Zentrum für Menschen mit Alzheimer und Altersdemenz: Baan Kamlangchay. Die Krankheit ist nach wie vor wenig bekannt, mysteriös und belastend, insbesondere für ihre Angehörigen. „Fading Memories“ ist eine intime und introspektive Serie. Sie folgt dem Faden unserer Fragen und untersucht die verschiedenen Aspekte dieser Degeneration, die in einem Land erlebt wird, das so weit von der Schweiz entfernt ist. „Wer bin ich?“... „Immer dieselbe Frage…“. Siegfried erwartet keine Antwort mehr. Seit Jahren führt der 78-jährige Deutsche einen hypothetischen Dialog mit seiner Frau Irene. Über fünfzig Jahre des Zusammenlebens verblassen, lösen sich auf, bis sie ganz verschwinden. Irene steht hier zur Probe. Noch für ein paar Tage. Siegfried fühlt sich noch nicht bereit, sie in Thailand zurückzulassen. Das Paar wird nach Potsdam zurückkehren, wo Siegfried seine Frau weiterhin allein pflegen wird. Manche Bewohner leben schon seit mehreren Jahren dort, andere sind gerade erst angekommen, oder zumindest denken sie das. Geri wirkt gequält, ängstlich und drückt sich nur durch ununterbrochenes, unverständliches Reden aus. Beda hingegen ist in Schweigen versunken: Er sitzt in seinem Sessel und starrt in die Ferne. Von Zeit zu Zeit stottert er. Beda ist erst 58 Jahre alt. Da sind auch Ruth, Margrit, Suzie, Bernard … Die Krankheit scheint sich bei jedem von ihnen in unterschiedlichen Formen zu entwickeln. Ist sie in ihrer körperlichen Hülle gefangen? Sind sie sich ihres Zustands bewusst? Wissen sie, wo sie sind, wer sie sind? Was wäre, wenn uns das passieren würde? Diese seltsame Krankheit macht uns Angst, weil sie die Grundfesten unseres Seins beeinträchtigt: unseren Verstand, unser Urteilsvermögen, unsere Identität. Die Krankheit nährt sich von allem und verschlingt die Erinnerungen eines ganzen Lebens. Alles wird transparent: ein Selbstvergessen, eine existenzielle Auflösung.

Interview mit Stéphanie Borcard Nicolas Métraux

Swiss Press Photo 2015 — Stéphanie Borcard / Nicolas Métraux — Gagnants Vie Quotidienne

Interview mit Stéphanie Borcard Nicolas Métraux

00:59

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