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Schweizer, Weltbürger, Fotograf (Alltag und Umwelt 2011, von René Burri) - Swiss Press Award

René Burri fotografiert von Michael von Graffenried, Ivry bei Paris, 2006
René Burri fotografiert von Michael von Graffenried, Ivry bei Paris, 2006
Lifetime Achievement Award
2011

Schweizer, Weltbürger, Fotograf

René Burri

Schuld waren die Lampen. Eigent­ lich hatte der junge René Burri Filmemacher werden wollen. Aber in der Schweiz der 1940er Jahre gab es keine Filmausbildung. Und weil die Warmstrahler in der Zürcher Fo­toklasse ans Kino erinnerten, ent­schied er sich für die Fotografie. Das war mutig, vielleicht auch nur naiv. Die Mutter jedenfalls brach in Tränen aus. Sie dachte an Passbilder. Oder den Typus des lästigen Strassenfoto­ grafen. Dabei war die Schweiz – mit Namen Schuh, Senn oder Tuggener – längst ein Eldorado des Fotojourna­lismus. Und des Grafikdesign. Der gute Geist der Moderne hatte in der Schweiz überwintert. Und der junge René Burri sollte davon profitieren. Itten, Finsler, Willimann hiessen sei­ne Lehrer. Besser kann man es nicht treffen. Und wenn der von Neugier getriebene Burri letztlich auch einen anderen Weg gegangen ist: Die Strenge der Fotoklasse, die auf Ehr­ lichkeit und Klarheit zielende Finsler­ Schule hat auch ihn geprägt. Sein geometrisches Sehen, seine Gabe, das Chaos der Welt im Sucher zu ordnen – in Zürich hat er es gelernt. Die Schweiz ist klein. Das hat Vorteile. Einer ist: Man geht zwei Schritte und ist in der Fremde. Das garantiert noch keine Weltläufigkeit, aber es hilft. René Burri ist ein ausge­sprochen weltläufiger Fotograf. Ein Internationalist, der seine Wurzeln nicht vergessen hat. Immer wieder hat er in Schweizer Magazinen pub­liziert. Bei Fretz & Wasmuth ist 1962 sein erstes und wichtigstes Buch – «Die Deutschen» – erschienen, wäh­rend er dem «DU» regelmässig seine grossen Essays anvertraute. In Paris hat er Schweizer Künstler wie Tin­guely, Giacometti oder Le Corbusier aufgesucht und porträtiert: Burri – ein Botschafter in alle Richtungen. Geprägt ist sein Tun von ewiger Neugier und einem tiefen Humanis­mus. Längst zählt er zu den bedeu­tendsten Fotografen des 20. Jahr­hunderts. Vor seinem Lebenswerk kann man sich nur verneigen.

Guido Magnaguagno

Swiss Press Photo Katalog 2011

Lifetime Achievement Award
2011

René Burri

Schuld waren die Lampen. Eigent­ lich hatte der junge René Burri Filmemacher werden wollen. Aber in der Schweiz der 1940er Jahre gab es keine Filmausbildung. Und weil die Warmstrahler in der Zürcher Fo­toklasse ans Kino erinnerten, ent­schied er sich für die Fotografie. Das war mutig, vielleicht auch nur naiv. Die Mutter jedenfalls brach in Tränen aus. Sie dachte an Passbilder. Oder den Typus des lästigen Strassenfoto­ grafen. Dabei war die Schweiz – mit Namen Schuh, Senn oder Tuggener – längst ein Eldorado des Fotojourna­lismus. Und des Grafikdesign. Der gute Geist der Moderne hatte in der Schweiz überwintert. Und der junge René Burri sollte davon profitieren. Itten, Finsler, Willimann hiessen sei­ne Lehrer. Besser kann man es nicht treffen. Und wenn der von Neugier getriebene Burri letztlich auch einen anderen Weg gegangen ist: Die Strenge der Fotoklasse, die auf Ehr­ lichkeit und Klarheit zielende Finsler­ Schule hat auch ihn geprägt. Sein geometrisches Sehen, seine Gabe, das Chaos der Welt im Sucher zu ordnen – in Zürich hat er es gelernt. Die Schweiz ist klein. Das hat Vorteile. Einer ist: Man geht zwei Schritte und ist in der Fremde. Das garantiert noch keine Weltläufigkeit, aber es hilft. René Burri ist ein ausge­sprochen weltläufiger Fotograf. Ein Internationalist, der seine Wurzeln nicht vergessen hat. Immer wieder hat er in Schweizer Magazinen pub­liziert. Bei Fretz & Wasmuth ist 1962 sein erstes und wichtigstes Buch – «Die Deutschen» – erschienen, wäh­rend er dem «DU» regelmässig seine grossen Essays anvertraute. In Paris hat er Schweizer Künstler wie Tin­guely, Giacometti oder Le Corbusier aufgesucht und porträtiert: Burri – ein Botschafter in alle Richtungen. Geprägt ist sein Tun von ewiger Neugier und einem tiefen Humanis­mus. Längst zählt er zu den bedeu­tendsten Fotografen des 20. Jahr­hunderts. Vor seinem Lebenswerk kann man sich nur verneigen.

Guido Magnaguagno

Autor/Autorin