Die Klimaschande von Visp (Swiss Press Text 2021, von Christoph Lenz) - Swiss Press Award
Das Magazin
Christoph Lenz
Aus einer Vitaminfabrik des Chemiekonzerns Lonza in Visp entweicht als Abfallprodukt klimaschädliches Lachgas. Die jährliche Emission von 1800 Tonnen aus dem Walliser Werk entspricht 1 Prozent des gesamten Treibhausgas-Ausstosses der Schweiz. Das Problem wird bei einer Routinekontrolle 2017 entdeckt und ist bis heute nicht gelöst. Lachgas ist im Umweltrecht nicht reguliert. Das Bundesamt für Umwelt, von Lonza auf die Problematik aufmerksam gemacht, stellt sich auf den Standpunkt, es habe keine rechtliche Handhabe. Und Lonza will zwar einen Katalysator einbauen, diesen aber nicht selber zahlen, sondern als Treibhausgas-Kompensations-Projekt anrechnen lassen. Nach langem Hin und Her im Schatten der Öffentlichkeit und der Ankündigung von Lonza, einen Wegzug nach China zu prüfen, kommt der Bund dem Unternehmen, das sich Nachhaltigkeit auf die Fahne geschrieben hat, mit Gratis-Emissionszertifikaten entgegen. Drei Wochen nach der Publikation der Recherche kündigt Bundesrätin Simonetta Sommaruga an, die Gesetzeslücke schliessen zu wollen. Der Katalysator soll 2022 in Betrieb gehen.