Bischof von Sitten schickt Lehrerin in die Wüste (Swiss Press Online 2014, von Kurt Marti) - Swiss Press Award
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Kurt Marti
Die katholische Religions- und Ethiklehrerin Edith Inderkummen unterrichtete an der Orientierungsschule Brig konfessionellen Religions- und konfessionsneutralen Ethikunterricht. Als sie im Frühjahr 2013 aus der katholischen Kirche ausgetreten war, um zu den jüdischen Wurzeln zurückzukehren, wurde sie anfangs Juni 2013 vom Walliser Erziehungsdepartement auf Antrag des Bischofs von Sitten als Religionslehrerin fristlos entlassen, und zwar aufgrund des veralteten, vorvatikanischen Unterrichtsgesetzes aus dem Jahr 1962.
Obwohl die Entlassung den konfessionsneutralen Religionsunterricht nicht betraf, wurde auch dieser Lehrauftrag im Herbst 2013 nicht weitergeführt. Die Ethiklehrerin wurde darüber weder informiert noch erhielt sie eine entsprechende rechtsgültige Kündigung. Obwohl der Bischof von Sitten diesbezüglich keine Weisungsbefugnisse hat, verlangte er schriftlich von den Erziehungsbehörden, dass auch eine Lehrperson für den konfessionsneutralen Unterricht ERG (Ethik, Religion, Gemeinschaft) einer der beiden christlichen Konfessionen angehören müsse.
Die Publikation auf Infosperber hatte eine heftige, öffentliche Kontroverse in sämtlichen lokalen Medien zur Folge. National berichtete 20 minuten online und print darüber.
Die Lehrerin reichte eine Beschwerde ein und Erziehungsdirektor Oskar Freysinger kündigte eine interne Untersuchung an. Beide Verfahren sind noch hängig. Als Freysinger die Briger Schulbehörden öffentlich kritisierte, hüllten sich diese zunächst in Schweigen. Eine Woche antwortete der Stadtpräsident von Brig, der zuständige Stadtrat, der Schuldirektor und der Gemeindeschreiber mit einer Medienkonferenz. Eine für Walliser Verhältnisse sehr unübliche Reaktion.
