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Träume immer noch (Schweizer Geschichten 2014, von Simon Tanner) - Swiss Press Award

Bild 01
Photo / Schweizer Geschichten
2014

Träume immer noch

Simon Tanner

Die US-Bürgerrechtsbewegung kämpfte seit Mitte der fünfziger Jahre gegen
die öffentliche Rassentrennung in den Südstaaten und für eine Integration
der Schwarzen als gleichberechtigte BürgerInnen.
Sie verfolgte ihre Ziele
mit Formen des passiven Widerstands, darunter Sit-ins und Demonstrationsmärsche
durch Städte wie Birmingham, Alabama, deren Behörden und Polizeivertreter
für ihren notorischen Rassismus berüchtigt waren. Gewaltfreiheit
angesichts lynchbereiter weisser Mobs und brutaler Polizeigewalt gegen diese
Protestumzüge galt als oberstes Prinzip.
Während dieser Tage weltweit Martin Luther Kings gedacht wird, der am
28. August 1963 die Proteste mit dem «March on Washington» und seiner Rede
«I have a dream» ins Zentrum der weissen Macht trug, erinnert der Schweizer Fotograf Simon Tanner mit seinen Bildern daran, dass nebst der ikonografischen Figur King Tausende engagierte BürgerrechtsaktivistInnen
täglich ihr Leben riskierten. Annie Pearl Avery gehörte ebenso zu diesen «Foot Soldiers» wie Rose
Sanders oder Paulette
K. Roby, die als Dreizehnjährige an vorderster Front mit andern Kindern an den Protestmärschen teilzunehmen begann.
Die Polizei zögerte indes nicht, ihre Hunde auch auf Jugendliche zu hetzen und Kinder mit Wasserwerfern von den Füssen zu fegen. Roby verlor
vier ihrer Freundinnen bei einem Bombenanschlag auf eine schwarze Kirche in Birmingham.
Tanner ist durch die US-amerikanischen Südstaaten gereist, um zu dokumentieren,
wie sich die Bürgerrechtsbewegung in die öffentliche Erinnerung
eingeschrieben
hat. Dazu gehört die Aufnahme jenes Motels in Memphis,
Tennessee, auf dessen Balkon King am 4. April 1968 ermordet wurde –
aus derselben Perspektive, aus der die Kameras damals das Zusammenbrechen
Kings einfingen. Heute ist das Motel Teil des nationalen Bürgerrechtsmuseums.
Wie auch viele andere lokale Brennpunkte der Bürgerrechtsbewegung –
darunter Kirchen und öffentliche Parkanlagen – zu Gedenkstätten umfunktioniert
worden sind. Doch auch wenn die Bilder von Tanner zeigen, dass
der Besuch dieser Erinnerungsorte zum Pflichtprogramm vieler Schulklassen
gehört: Es sind vor allem «Foot Soldiers» wie Rose
Sanders, die sich gegen das
Vergessen engagieren.

Die Wochenzeitung WOZ

Photo / Schweizer Geschichten
2014

Simon Tanner

Die US-Bürgerrechtsbewegung kämpfte seit Mitte der fünfziger Jahre gegen
die öffentliche Rassentrennung in den Südstaaten und für eine Integration
der Schwarzen als gleichberechtigte BürgerInnen.
Sie verfolgte ihre Ziele
mit Formen des passiven Widerstands, darunter Sit-ins und Demonstrationsmärsche
durch Städte wie Birmingham, Alabama, deren Behörden und Polizeivertreter
für ihren notorischen Rassismus berüchtigt waren. Gewaltfreiheit
angesichts lynchbereiter weisser Mobs und brutaler Polizeigewalt gegen diese
Protestumzüge galt als oberstes Prinzip.
Während dieser Tage weltweit Martin Luther Kings gedacht wird, der am
28. August 1963 die Proteste mit dem «March on Washington» und seiner Rede
«I have a dream» ins Zentrum der weissen Macht trug, erinnert der Schweizer Fotograf Simon Tanner mit seinen Bildern daran, dass nebst der ikonografischen Figur King Tausende engagierte BürgerrechtsaktivistInnen
täglich ihr Leben riskierten. Annie Pearl Avery gehörte ebenso zu diesen «Foot Soldiers» wie Rose
Sanders oder Paulette
K. Roby, die als Dreizehnjährige an vorderster Front mit andern Kindern an den Protestmärschen teilzunehmen begann.
Die Polizei zögerte indes nicht, ihre Hunde auch auf Jugendliche zu hetzen und Kinder mit Wasserwerfern von den Füssen zu fegen. Roby verlor
vier ihrer Freundinnen bei einem Bombenanschlag auf eine schwarze Kirche in Birmingham.
Tanner ist durch die US-amerikanischen Südstaaten gereist, um zu dokumentieren,
wie sich die Bürgerrechtsbewegung in die öffentliche Erinnerung
eingeschrieben
hat. Dazu gehört die Aufnahme jenes Motels in Memphis,
Tennessee, auf dessen Balkon King am 4. April 1968 ermordet wurde –
aus derselben Perspektive, aus der die Kameras damals das Zusammenbrechen
Kings einfingen. Heute ist das Motel Teil des nationalen Bürgerrechtsmuseums.
Wie auch viele andere lokale Brennpunkte der Bürgerrechtsbewegung –
darunter Kirchen und öffentliche Parkanlagen – zu Gedenkstätten umfunktioniert
worden sind. Doch auch wenn die Bilder von Tanner zeigen, dass
der Besuch dieser Erinnerungsorte zum Pflichtprogramm vieler Schulklassen
gehört: Es sind vor allem «Foot Soldiers» wie Rose
Sanders, die sich gegen das
Vergessen engagieren.

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