Gewerkschaft Unia in der Krise (Swiss Press Text 2017, von Dinu Gautier) - Swiss Press Award
WOZ – Die Wochenzeitung
Dinu Gautier
Nach dem unverhofften Rücktritt des Regionalleiters der Unia Zürich-Schaffhausen, Roman Burger, platzt eine Eiterbeule: Der bekannte Gewerkschafter ist über SMS-Nachrichten gestolpert, die von einer Mitarbeiterin als sexuelle Belästigung empfunden wurden. Jetzt packen Unia-Leute aus: Burger sei von der Geschäftsleitung geschützt worden, mit der Zeit habe sich alle Macht bei ihm konzentriert. Die Zürcher Unia-Sektion zeichne sich zudem als eine sektiererische Gemeinschaft mit umstrittenen Arbeitsmethoden, hohem Gruppendruck und sexistischer Betriebskultur aus. Eine externe Untersuchung entlastet Burger nur teilweise, trotzdem wird er nicht einmal verwarnt. Erst als die interne Kommunikation den Medien zugespielt wird, legt Burger sein Amt nieder. Und die grösste Gewerkschaft des Landes muss erklären, warum sie im eigenen Haus bei sexueller Belästigung nicht jene Nulltoleranz verlangt, die sie nach aussen vehement einfordert.
