Clementine (Porträt 2021, von Annick Ramp) - Swiss Press Award

Die Republik
Annick Ramp
Sexarbeit sei immer menschenverachtend, sagen Kritikerinnen. Clementine sieht es anders. Die 39-Jährige stammt aus Weissrussland und hat ein Wirtschaftsstudium angefangen, bevor sie in die Schweiz kam und sich für die Sexarbeit entschied, nachdem sie arbeitslos geworden war: «Arbeitslosengeld zu beziehen, kam für mich nicht infrage.» Heute ärgert sie sich darüber, dass sie Steuern zahlt, aber in ihrem Geschäft keinen Bankkredit bekommt: Sie vermietet an neun Standorten Zimmer für sexuelle Dienstleistungen – an junge und ältere Frauen, Transmenschen und Dominas, die «genauso arbeiten wie ich, selbständig und professionell». Und die Freier? «Normale und in der Regel anständige Männer, die froh sind, unbemerkt zu bleiben. Ist das so schwierig zu verstehen?»
