Die Voodoo-Wrestler des Senegal (Ausland 2016, von Christian Bobst) - Swiss Press Award

srf.ch
Christian Bobst
Ringen, auf englisch „wrestling“, auf französisch „la lutte“ und in der lokalen Sprache „lamb“ genannt, ist in Senegal die weitaus populärste Sportart. Die „lutte sénégalaise“ unterscheidet sich vom Ringkampf in anderen Ländern durch mystische Rituale, welche man im Westen umgangsprachlich allgemein als Voodoo bezeichnet. Mit der Hilfe des Zaubers von Schamanen, Amuletten, magischen Flüssigkeiten und der Beschwörung von Geistern versuchen die Kämpfer ihre Kräfte auf übernatürliche Art zu stärken und ihre Gegner zu schwächen. Die mystischen Rituale werden bei der „lutte sénégalaise“ zusammen mit hypnotischen Trommelklängen, Gesängen und Tanzeinlagen als fester Teil der Show zelebriert. Sowohl die Ringer als auch das Publikum sind überzeugt von deren Wirkung.
Durch den Einstieg grosser Sponsoren, wie zum Beispiel den in Afrika boomenden Telco-Unternehmen, ist die \"Lutte Sénégalaise\" mittlerweile nämlich zum Millionen-Business geworden. In den letzten 10 bis 15 Jahren haben sich die Preisgelder mehr als verzehnfacht. Die Champions verdienen mittlerweile pro Kampf bis zu 250000 US Dollars, die grossen Stars füllen die Fussballstadien bis zum letzten Platz. Die ganze Bevölkerung in Senegal, jung und alt, Frau und Mann verfolgen die Kämpfe gebannt im Fernsehen.
Kein Wunder träumen zehntausende junger Männer in Senegal von einer Wrestling-Karriere und gehen in den immer zahlreicher werdenden Ringer-Schulen zum Training. Den Erfolgreichen winken nicht nur stattliche Preisgelder und gesellschaftlicher Respekt, sondern auch sichere Jobs, zum Beispiel als Security-Angestellte in Hotels.
