Wie eine Seeländer Familie alle vier Söhne an Nazi-Deutschland verliert (Swiss Press Local 2021, von Andrea Butorin) - Swiss Press Award
Bieler Tagblatt
Andrea Butorin
Die Autorin erzählt die Geschichte der Emsländers aus Tschugg im bernischen Seeland, einer armen und kinderreichen Familie. Der Vater war deutscher Staatsangehöriger, was das Schicksal aller vier Söhne, die überhaupt das Erwachsenenalter erreichten, besiegeln sollte. Arnold Emsländer kommt 1934 wegen unsittlichen Verhaltens vor Gericht. Dieses spricht ihn zwar frei, vermutlich wegen Unzurechnungsfähigkeit (die Quellenlage ist dünn). Trotzdem wird der mittellose Arnold ins Deutsche Reich – seine Heimat auf Papier – ausgeschafft, wo er für schwachsinnig erklärt wird und nach sechs Jahren Heilanstalt in der Gaskammer umkommt. Das NS-Regime liess insgesamt 200 000 geistig und körperlich behinderte Menschen, «lebensunwerte» Erwachsene und Kinder, ermorden. Arnolds Brüder Ernst, Adamir und Rudolf werden von der Wehrmacht eingezogen und kämpfen im Zweiten Weltkrieg. Ernst stirbt in Frankreich, Adamir in Russland, und die Spuren von Rudolf verlieren sich im Nichts. Über ihre Mutter heisst es im Artikel: «1958 stirbt sie 84-jährig und überlebt all ihre Söhne um viele Jahre.»
