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Der Traum vom Fliegen (Schweizer Geschichten 2014, von Gian Ehrenzeller) - Swiss Press Award

Der 33-jaehrige Basejumper Bruno Waelli auf dem Weg auf den Hinterrugg zum Exit "Sputnik".
Der 33-jaehrige Basejumper Bruno Waelli auf dem Weg auf den Hinterrugg zum Exit "Sputnik".
Photo / Schweizer Geschichten
2014

Der Traum vom Fliegen

Gian Ehrenzeller


Basejumper Bruno Wälli ist 33 Jahre alt, lebt in Unterwasser im Kanton St. Gallen, und springt seit April 2012.



Basejumping hat mich schon immer fasziniert, aber es war irgendwie nie greifbar. So wie wenn du in der Schweiz lebst und Surfer werden willst. Dann habe ich den Schweizer Base-Pionier Ueli Gegenschatz getroffen, im Bähnli auf den Chäserrugg, meinen Hausberg. So habe ich überhaupt erfahren, dass es am Hinterrugg, dem höchsten Berg in der Churfirstenkette, einen Exit gibt. Gegenschatz war der erste, der da runter ist. 2008 war das.

Darauf fing ich mit Fallschirmspringen an und nach über 500 Sprüngen habe ich dann meinen ersten Basejump von einer Brücke in der Ostschweiz gemacht.



Der Flug vom Hinterrugg dauert so 1.15 Minute bis 1.30. Solange bist du im freien Fall. Dann bist du noch ein, zwei Minuten am Schirm.

Im freien Fall erreichst du Geschwindigkeiten von bis zu 180 Stundenkilometern. Das kommt mir aber gar nicht so schnell vor.
 
Es ist einfach ein gutes Gefühl. So als könntest du fliegen. Also, eigentlich tust du es ja.
 


Das Gesamterlebnis ist für mich einfach schön. Du gehst z’Berg mit ein paar guten Freunden, geniesst die Aussicht, und machst dann noch einen schönen Sprung.



Ich bin mir bewusst, dass ich etwas Gefährliches tue. Deshalb springe ich konservativ. Du musst nicht unbedingt zwei Meter über den Felsen durchfliegen. Man kann sich Sicherheitsreserven schaffen, indem man zum Beispiel den Schirm früher öffnet und sich nicht „in den Keller“ fallen lässt. Ganz ans Limit zu gehen, ist glaube ich nicht klug. Kein Video-Shot ist es wert, ein unnützes Risiko einzugehen.



Klar gibt es zu denken, wenn jemand verunfallt. Vor allem, wenn ich denjenigen kannte. Dann fragt man sich schon: Was ist da wohl passiert? Diese Ungewissheit bleibt einfach. Sie ist manchmal beklemmend.


Viele Leute sprechen mich auf das Risiko an. Der Entscheid ob ich springe oder nicht, liegt alleine bei mir. Ich kann selber Einfluss darauf nehmen und werde nicht, wie zum Beispiel beim Autofahren, von anderen gefährdet. Ich habe alleine die Konsequenzen zu tragen und gefährde niemanden. Ausser mich selbst.

Nicht zu springen ist immer die richtige Entscheidung. Dafür braucht es nicht mal einen Grund.

Keystone

Photo / Schweizer Geschichten
2014

Gian Ehrenzeller


Basejumper Bruno Wälli ist 33 Jahre alt, lebt in Unterwasser im Kanton St. Gallen, und springt seit April 2012.



Basejumping hat mich schon immer fasziniert, aber es war irgendwie nie greifbar. So wie wenn du in der Schweiz lebst und Surfer werden willst. Dann habe ich den Schweizer Base-Pionier Ueli Gegenschatz getroffen, im Bähnli auf den Chäserrugg, meinen Hausberg. So habe ich überhaupt erfahren, dass es am Hinterrugg, dem höchsten Berg in der Churfirstenkette, einen Exit gibt. Gegenschatz war der erste, der da runter ist. 2008 war das.

Darauf fing ich mit Fallschirmspringen an und nach über 500 Sprüngen habe ich dann meinen ersten Basejump von einer Brücke in der Ostschweiz gemacht.



Der Flug vom Hinterrugg dauert so 1.15 Minute bis 1.30. Solange bist du im freien Fall. Dann bist du noch ein, zwei Minuten am Schirm.

Im freien Fall erreichst du Geschwindigkeiten von bis zu 180 Stundenkilometern. Das kommt mir aber gar nicht so schnell vor.
 
Es ist einfach ein gutes Gefühl. So als könntest du fliegen. Also, eigentlich tust du es ja.
 


Das Gesamterlebnis ist für mich einfach schön. Du gehst z’Berg mit ein paar guten Freunden, geniesst die Aussicht, und machst dann noch einen schönen Sprung.



Ich bin mir bewusst, dass ich etwas Gefährliches tue. Deshalb springe ich konservativ. Du musst nicht unbedingt zwei Meter über den Felsen durchfliegen. Man kann sich Sicherheitsreserven schaffen, indem man zum Beispiel den Schirm früher öffnet und sich nicht „in den Keller“ fallen lässt. Ganz ans Limit zu gehen, ist glaube ich nicht klug. Kein Video-Shot ist es wert, ein unnützes Risiko einzugehen.



Klar gibt es zu denken, wenn jemand verunfallt. Vor allem, wenn ich denjenigen kannte. Dann fragt man sich schon: Was ist da wohl passiert? Diese Ungewissheit bleibt einfach. Sie ist manchmal beklemmend.


Viele Leute sprechen mich auf das Risiko an. Der Entscheid ob ich springe oder nicht, liegt alleine bei mir. Ich kann selber Einfluss darauf nehmen und werde nicht, wie zum Beispiel beim Autofahren, von anderen gefährdet. Ich habe alleine die Konsequenzen zu tragen und gefährde niemanden. Ausser mich selbst.

Nicht zu springen ist immer die richtige Entscheidung. Dafür braucht es nicht mal einen Grund.

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