Der fast perfekte Betrug an den SBB (Swiss Press Text 2014, von Rahel Guggisberg) - Swiss Press Award
Berner Zeitung
Rahel Guggisberg
Über das Verfahren, das derzeit bei der Bundesanwaltschaft läuft, gaben die SBB im März nur karg Auskunft: Ihre Division Infrastruktur sei Opfer eines Millionenbetrugs geworden. Wie Recherchen dieser Zeitung nun zeigen, haben die Angeschuldigten ein fast perfektes Betrugssystem aufgezogen. Zwei Kaderleute haben für private Anschaffungen, die sie über ihre Thurgauer Baufirma laufen liessen, der SBB-Infrastrukturabteilung fiktive Rechnungen gestellt. Diese betrafen SBB-Baustellen, auf denen die Baufirma tätig war. Die Firma hatte ein langjähriges Vertrauensverhältnis zu den SBB. Komplizen bei den SBB visierten dann die Rechnungen und lösten Zahlungen an die Baufirma aus.
Trotz interner Kontrollen blieben die Machenschaften jahrelang unentdeckt. Sie fielen erst auf, nachdem einer der Beschuldigten seine Firma an das Bahntechnikunternehmen Rhomberg verkauft hatte. Die SBB kündigten darauf den bei ihnen tätigen Komplizen. SBB-Sprecherin Franziska Frey dementiert die Vermutung, es gebe noch weitere Leichen im Keller der SBB: «Ein ähnlicher Fall ist uns nicht bekannt.»
