Teure Fehlanreize im Gesundheitswesen (Swiss Press Audio 2019, von Rahel Walser) - Swiss Press Award
Radio SRF
Rahel Walser
Eine Recherche bei mehreren Spitalärzten zeichnet das Bild eines durchkommerzialisierten Gesundheitswesens. Statt sich auf das Wohl der Patienten zu konzentrieren, denken die Ärzte vermehrt an ihre ökonomische Performance. Der Grund: Die Spitalleitung macht Vorgaben zum Umsatz oder zur Anzahl Fälle und zahlt leistungsabhängige Boni. Angesichts der im stationären Bereich geltenden Fallpauschalen und der Anfang 2018 zum Teil gesenkten Tarife im ambulanten Bereich müssen sich die Ärzte etwas einfallen lassen. Zum Beispiel bieten sie Patienten mehrmals auf, obwohl alle Behandlungsschritte gleichzeitig gemacht werden könnten. Oder sie verrechnen bestimmte Leistungen ambulant und damit einzeln statt pauschal. Oder sie verwenden, etwa beim Grauen Star, Einweg- statt Mehrweginstrumente, was die Operation um bis zu 200 Franken verteuert. Darüber empören sich die Krankenkassenverbände, welche die Tarifsenkung – ganz anders als gewollt – teuer zu stehen kommt.